Ältere Pferde neigen zu Hormonstörungen. Die am häufigsten auftretende Störung dieser Art stellt das Equine Cushing Syndrom (kurz: ECS) dar. Mittlerweile wird dieses Syndrom allgemein als ppid bezeichnet. Dieses Kürzel steht hier für Pituitary Pars Intermedia Dysfunction, was die Ursache der Erkrankung bzw. Störung treffender umschreibt.
Vitamine besitzen bei der Fütterung einen sehr hohen Stellenwert
Die ausreichende Versorgung mit Mineralien und Vitaminen ist in diesem Fall essenziell für die Gesundheit deines Pferdes. So kannst du durch eine gezielte Fütterung dem Fortschreiten der Hormonstörung entgegensteuern und die Symptome eventuell abmildern.
Vitamine wie zum Beispiel Vitamin A, Vitamin C oder Vitamin B 2 unterstützen zudem einen funktionierenden Stoffwechsel und fördern ein starkes Immunsystem. Zudem sind Vitamine wesentliche Bausteine für eine Verbesserung des Allgemeinzustands, des Wohlbefindens sowie der Lebensqualität.
Die zusätzliche Versorgung mit Vitaminen ist bei Cushing-Pferden vor allem deshalb wichtig, da die körpereigene Synthese von Vitaminen in der Regel stark nachlässt. Auch die für ppid-Pferde typischen Störungen im Verdauungstrakt verhindern die körpereigene Vitaminproduktion. Mit einer Zufütterung von Vitaminen kannst du die Minderproduktion kompensieren.
Die wichtigsten Vitamine im Detail
1. Vitamin A
- Vitamin A ist wichtig für die Schleimhaut, die Sehkraft und die Haut.
- Der Tagesbedarf an Vitamin A liegt bei einem Pferd bei 7500 IE pro 100 kg Körpergewicht. Tiere, die unter ppid leiden, haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin A.
- Pferde können Vitamin A nicht über das Futter aufnehmen, da es nur als in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs vorkommt. Ihren täglichen Bedarf decken Pferde aus Beta-Carotin, das auch als Provitamin A bezeichnet wird und eine Vorstufe von Vitamin A darstellt. Im Darm des Pferdes wird dieses Provitamin zu Vitamin A umgewandelt. Reserven speichern Pferde in der Leber.
- Enthalten ist Beta-Carotin zum Beispiel in Karotten, Grünfutter, Löwenzahn und Hagebutten.
- Bei einer Unterversorgung über einen längeren Zeitraum kann es zu Mangelsymptomen kommen. Diese äußern sich zum Beispiel in Sehstörungen, Problemen mit Haut und Schleimhaut, einer erhöhten Infektanfälligkeit, Lahmheiten und Ataxien sowie der Neigung zu Hornspalten und brüchigen Hufen.
2. Vitamin C
- Vitamin C wirkt zellschützend (antioxidativ), beschleunigt die Kollagensynthese, unterstützt das Immunsystem und spielt eine wichtige Rolle bei der Wundheilung sowie beim Schutz vor Infektionen.
- Der Vitamin C Tagesbedarf liegt beim Pferd pro 100 Kilogramm Körpergewicht bei zwei bis vier Gramm.
- In der Regel synthetisieren Pferde Vitamin C selbst. Sie sind also nicht auf die Aufnahme des Vitamins über das Futter angewiesen. Ältere Pferde, die zusätzlich noch von ppdi betroffen sind, haben oftmals Probleme mit der Eigensynthese von Vitamin C. In diesem Fall solltest du dein Pferd zusätzlich Vitamin C zufüttern.
- Gerade pflanzliche Nahrung, wie zum Beispiel Hagebutten, Zitrusfrüchte, Sanddorn, Petersilie und Acreola-Kirschen, gilt als guter Lieferant des Vitamins.
- Aufgrund der Eigensynthese treten im Normalfall keine Mangelerscheinungen auf. Bei ppdi-Pferden ist eine Zufütterung aber ratsam, wenn es zum Beispiel Hinweise auf einen Leistungsabfall und ein geschwächtes Immunsystem gibt. Erkennen kannst du dies an einer hohen Infektanfälligkeit, einer verzögerten Wundheilung und Müdigkeit. Außerdem können Vitamine dieser Art das Wohlbefinden deines Pferdes steigern.
3. Vitamin B 2
- Das Vitamin B 2 (Riboflavin) hat als wichtiger Bestandteil zweier Koenzyme eine positive Wirkung auf den Eiweiß-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel sowie auf die Energiegewinnung deines Pferdes. Zudem kann Vitamin B 2 bei der Entgiftung des Pferdekörpers, der Stärkung des Abwehrsystems und der Abwehr von freien Radikalen helfen.
- Der Tagesbedarf an Vitamin B 2 liegt bei etwa vier Gramm pro 100 Kilogramm Körpergewicht. Pferde mit ppid benötigen mitunter bis zu sechs Gramm.
- Die Tiere sind in der Lage, Vitamin B 2 selbst im Darm zu produzieren. Ältere Pferde bzw. ppid-Pferde weisen häufig Darmprobleme auf. Das kann sich auch auf die Eigenproduktion des Vitamins negativ auswirken. Eine Zufütterung ergibt hier Sinn.
- Vitamin B 2 nimmt dein Pferd durch Futter wie beispielsweise grünes Blattgemüse, Getreide und Bierhefe auf.
- Bei einer Unterversorgung mit Vitamin B 2 kommt es häufig zu deutlichen Mangelerscheinungen. Diese äußern sich in Form von Durchfall, Leistungsdefiziten, einer schlechten Futterverwertung, neurologischen Störungen oder auch einer Trübung der Augenlinse.
4. Vitamin B 6
- Mit Vitamin B6 wird die Aufnahme von Fetten und Eiweißen verbessert. Zudem sind Vitamine dieser Art am Bau roter Blutkörperchen, an der Entwicklung des Vitamins B 3, an der Aufnahme-Steuerung des Vitamins B 12 sowie an der Produktion von Antikörpern beteiligt. Außerdem wandelt das Vitamin B 6 Aminosäuren um, die im Organismus für eine Vielzahl von physiologischen Wirkungen mitverantwortlich sind.
- Bei Cushing-Pferden liegt der Bedarf in der Regel höher.
- Pferde können das Vitamin B 6 im Magen-Darm-Bereich über die Mikrodarmflora selbst produzieren. Für die komplexen Stoffwechselprozesse reicht das aber nicht aus. Gerade wenn die Darmflora, die Pankreas, der Magen oder die Dünndarmschleimhaut nicht mehr richtig funktionieren, ist ein Mangel an Vitamin B 6 möglich. Die ist bei Cushing-Pferden häufig der Fall. Eine Zufütterung von Vitamin B 6 ist daher ratsam.
- Dein Pferd kann das Vitamin B 6 zum Beispiel durch eine Zufütterung mit Weizenkleien, Weizenkeimen, Bierhefe und Hafer aufnehmen.
Kommt es zu einer Unterversorgung mit dem Vitamin B 6 können Hautentzündungen sowie ein Mangel an Selen, Zink und Mangan auftreten. Zudem kommt es häufig zu einer verminderten Futteraufnahme oder einem verringerten Eiweißansatz. Auch Störungen des Nervensystems sind bei einer Unterversorgung an Vitamin B 6 schon beobachtet worden.
5. Vitamin B 9
- Vitamin B 9 - auch als Folsäure bezeichnet - benötigt dein Pferd in erster Linie für die
- Hämatopoese (Blutbildung). Zudem unterstützt Vitamin B 9 den Erhalt von Schleimhaut sowie Haut und sorgt für ein starkes Immunsystem.
- Sofern ein Pferd über eine gesunde Darmflora verfügt, wird das Vitamin B 9 im Darm von Mikroben selbst in ausreichender Menge synthetisiert. Bei älteren Pferden bzw. Cushing-Pferden treten häufig Darmprobleme auf. Durch eine eingeschränkte Darmfunktion kann das Vitamin B 9 häufig nur limitiert synthetisiert werden. Es muss eine Zufütterung erfolgen.
- Vitamin B 9 finden Pferde in ausreichender Menge im Weidegras bzw. im Grünfutter.
- Nimmt dein Pferd nicht genug Vitamin B 9 auf, kann es zu Mangelsymptomen, wie zum Beispiel eine Anämie, Leistungsschwäche, eine verminderte Haut- und Fellqualität sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit kommen.
Fazit: Die Vitaminzufuhr ist für Cushing-Pferde essenziell wichtig
Unter ppid leidende Pferde benötigen eine gezielte und ausreichende Zufuhr von Vitaminen durch Futterprodukte, da sie mit der Synthese und Speicherung von Vitaminen oftmals Probleme haben. Erhalten die Pferde die benötigten Vitamine nicht, kann es schnell zu Mangelerscheinungen mit einer Vielzahl von oftmals schwerwiegenden Symptomen kommen. Daher solltest du die Zufuhr der Vitamine stets im Auge behalten.