Um die Entstehung von PPID zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Krankheitsbezeichnung. PPID ist die exakte medizinische Bezeichnung. Gleichbedeutend für dieses Krankheitsbild werden auch die Begriffe Equines Cushing Syndrom (ECS) oder kurz Cushing verwendet. Die Bezeichnung PPID hat den Vorteil, dass sie sich vom Cushing beim Menschen und beim Hund abgrenzt. Denn Morbus Cushing, wie er beim Menschen und beim Hund vorkommen kann, entsteht durch eine Überproduktion von Cortisol im vorderen Teil der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse). Und das ebenfalls bei Mensch und Hund verbreitete Cushing Syndrom hat seine Ursache in einem Cortisol-produzierenden Tumor der Nebenniere. Anders das PPID. Auch hier ist die Cortisol-Produktion erhöht. Aber die Ursache liegt in einer Funktionseinschränkung der mittleren Hirnanhangsdrüse. Dafür steht auch die Abkürzung PPID. P = Pituitäre (die Hypophyse betreffende), PI = Pars Intermedia (im mittleren Teil), D = Dysfunktion.
Physiologie und Hormone bei ppid
PPID wird heute als neurodegenerative Krankheit bezeichnet - also ein Krankheitsbild, das durch den Untergang von Nervenzellen ausgelöst wird. Dadurch erklärt sich auch, warum zum größten Teil ältere Pferde von PPID betroffen sind. Schauen wir uns die Hypophyse mal genauer an. Dieses kleine Organ an der Unterseite des Pferdegehirns steuert zentrale Stoffwechselvorgänge. So klein die Hypophyse auch ist, sind ihre 'Herrschaftsgebiete' genau abgesteckt. Vorder-, Zwischen- und Hinterlappen der Hypophyse beeinflussen durch die Produktion von Hormonen Kreislauf, Atmung, Körpertemperatur, Blutzuckerspiegel und vieles mehr. Um ihre Arbeit gut und richtig zu machen, braucht die Hypophyse Botenstoffe (Neurotransmitter) in ausreichender Menge. Ihr Zwischenlappen benötigt unter anderem den Botenstoff Dopamin. Das Dopamin wird umgangssprachlich auch als 'Glückshormon' bezeichnet. Es vermittelt positive Gefühle, steigert Motivation und Antrieb. Wenn es nun alters- oder krankheitsbedingt zu einem Untergang jener Nervenzellen kommt, die das Dopamin produzieren, hat das Auswirkungen auf die Arbeit des Zwischenlappens. Denn das Dopamin hemmt die Hypophyse daran, zu viel ACTH auszuschütten. Diese Abkürzung steht für Adrenocorticotropes Hormon. In der Umgangssprache wird ACTH auch 'Stresshormon' genannt. ACTH steuert vor allem die Aktivität der Nebennieren. Durch die ständige hormonelle Überaktivierung vergrößern die Nebennieren sich (der Mediziner sagt: sie hypertrophieren). Das wiederum führt zu einer übergroßen Cortisol-Produktion. Und zu viel Cortisol ist nicht gut für den Körper - weder für den des Menschen noch für das Pferd. Cortisol hemmt die Zuckeraufnahme ins Gewebe, begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erhöht das Risiko für Knochen- und Wirbelkörperbrüche. Die Cortisol-Erhöhung führt zu den Cushing-typischen Symptomen bei Pferden wie Hufrehe, kräuseliges Fell, langes Fell, Leistungsabfall und Fettdepots am Mähnenkamm und über den Augen.
Fazit
Die Cushing-typischen Symptome, mit denen PPID einhergeht, entstehen nicht durch Geschwulstbildung. Sie basieren auf einer meist altersbedingten Neurotransmitter-Störung im mittleren Teil der Hypophyse. Die Folge davon ist die gleiche wie beim Cushing Syndrom von Mensch und Hund: Es wird unverhältnismäßig viel Cortisol ausgeschwemmt. Dieses 'Stresshormon' verursacht die deutlichen krankhaften Veränderungen am Pferd.